SOPHIE TAEUBER-ARP

Grell gemusterte 70erJahre Kleider wie sie Doris Day und unsere Großmütter getragen haben, sind mein Ausgangsmaterial. Die Farben und die Schnitte reizen mich. Hässlich. Unkombinierbar. Nur- die Erstreaktion „geht gar nicht“ motiviert mich eigentlich meist besonders. Diesmal allerdings nicht.

Eine Bekannte, die ziemlich schwer ist, 180 groß ist und eine relativ ungewöhnliche Figur hat, klagt mir als Coach ihr Leid, etwas zu finden, das ihr vielfältiges, sinnliches Wesen zur Geltung bringt, schmeichelt, sie hervorhebt, ihr Innerstes leuchten lässt. Sie möchte sich endlich schön fühlen, ankommen in dieser Welt als Frau. Ich höre ihr zu. Ein langes Gespräch entwickelt sich. Sie öffnet mir ihr Herz. Es bewahrheitet sich wieder. Egal wo ich im Leben stehe, ich heile (therapiere) durch mein Hinhören, durch meine Liebe, wie das jeder Mensch kann, auch wenn nur eine lebenslange Hingabe und Empathie zu den Aus- und Weiterbildungen als Coach und LSB und Mediatorin und ernsthafte hunderte Stunden als Selbstreflexion und Aufarbeitung der eigenen Themen zugrunde liegen, keine Ausbildung nach dem Psychotherapiegesetz (zumindest nicht nach dem Gesetz von 2018, wohl aber nach dem Gesetz von 1990- aber gewiss haben alle, die davor in Therapie waren, bei Menschen wie mir, großen Schaden davon getragen, im Gegensatz zu den Menschen, die bei den narzistisch abgegrenzt, wertenden, gelangweilten und als Mensch nicht verfügbaren, nach dem Gesetz 2018 ausgebildeten PsychotherapeutInnen exakt 50 Minuten wöchentlich in Behandlung stehen… ja, das ist eine nicht unbeabsichtigt zynische Anmerkung, die sich nicht an diejenigen richtet, die auch heute wie damals verfügbar sind, gleichzeitig als Mensch und TherapeutIn).

 

Kaum bin ich zu Hause, fügen sich die scheinbaren Unmöglichkeiten der Ressourcen in einander. Ich vergesse, dass es bereits spät nachts ist und „erwache“ aus meiner künstlerischen Aktivität erst, als die Sonne schon wieder hoch am Himmel steht. Schlafen ist Thema. Nach kurzen vier Stunden klemmen wieder die Stecknadeln zwischen meinen Lippen und die Schere knabbert sich durch den Berg an Stoffen, der langsam auseinander fällt. Endlich tauche ich meine „Pinsel“ voll in die Farbe. Endlose Stunden um Stunden, Tage um Tage, verbringe ich mit Trennen und Stecken. Die Puppe wird an und ausgezogen, umgelegt. Der stumme Schrei nach liebevoller Beachtung, nach Wahrgenommen werden als blumiges und auch zartes, als verführerisches, inspirierendes, kleines und großes Mädchen, bekommt seine Form.

Die Collage wandert in den Kasten. Vielleicht ist sie doch zu ungewöhnlich, vielleicht nicht tragbar.

Models kommen und gehen aus und ein. Mein Staunen ist groß. Jede Frau mit großer Oberweite sieht mit diesem Teil sensationell aus, tanzt und dreht sich begeistert vor dem Spiegel.

Ich wage es, das Kunstwerk meiner Bekannten zu zeigen. Sie hält inne. Ihre Züge werden weich, ihre Haltung aufrecht. Wortlos schlüpft sie hinein. Ihre Hände streichen an dem überraschenden Bild entlang. Das einzige Wort löst sich aus ihr: DANKE.

 

Avantgarde mit Leidenschaft.

Möglicher Weise haben nicht alle PsychotherapeutInnen derart variantenreiche und effiziente Möglichkeiten, mit Menschen zu arbeiten wie KünstlerInnen 😉

 

Richtwert – Größe 38 & 40 & 42 & 44

 

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